Der Fußball-Profi des Hamburger SV Davie Selke trägt eine schwarze Maske im Gesicht und schreit mit martialischer Geste seinen Torjubel hinaus.

buten un binnen Rückkehr des Nordderbys: HSV nach 2.555 Tagen zurück in der Bundesliga

Stand: 11.05.2025 07:48 Uhr

Sieben Jahre spielte der Hamburger SV in der 2. Liga, nun ist der Aufstieg perfekt und Werder Bremen darf sich auf das Wiedersehen mit seinem Erzrivalen freuen.

Als die HSV-Fans den heiligen Aufstiegsrasen stürmten und ihre Souvenirs ausbuddelten, waren sieben Jahre des Leidens auf einen Schlag vergessen. Der Hamburger SV, die Legende des Nordens, die Drama-Queen mit Raute, einst unabsteigbar, dann aber plötzlich unaufsteigbar, ist nach 2.555 Tagen Zweitklassigkeit zurück in der Fußball-Bundesliga.

Vom Hafen bis zur Elbphilharmonie, vom Volksparkstadion bis zum Michel floss das Bier in Strömen und der Jubel kannte kaum Grenzen. Die wilde Party hatte aber auch ihre Schattenseite. Die Feuerwehr Hamburg berichtete von einer lebensbedrohlich verletzen Person, 19 weitere erlitten schwere Verletzungen.

"Wie eine Flasche Champagner"

Fußball-Spieler des HSV springen jubelnd vor Freude auf dem Platz nach einem Tor von Davie Selke, der am höchsten von ihnen hochspringt.

Die Hamburger Spieler konnten gegen Ulm gleich sechs Treffer bejubeln.

"Es hat sich angefühlt, als wäre eine Flasche Champagner sieben Jahre lang geschüttelt worden und dann hat man den Korken aufgemacht. Alles kam raus", beschrieb Sportvorstand Stefan Kuntz den ekstatischen Ausnahmezustand in der Hansestadt. "Ich habe so einen Platzsturm noch nie erlebt. Es war geil, es war geil mit den Leuten zu feiern", jubelte auch Davie Selke mit heiserer Stimme.

Hamburgs Toptorjäger (22 Saisontore) kämpfte wie seine Mitspieler mit den Tränen, verschwand dann für kurze Zeit in der Kabine und führte wenig später eine wilde Party-Polonaise durch die Innenräume des Stadions an. "Nie mehr Zweite Liga" hallte es von allen Seiten. "Das ist unfassbar", rief Stürmer Robert Glatzel in jedes Mikrofon, das ihm vorgehalten wurde und schüttelte ungläubig den Kopf.

Hamburger Leidenszeit ist vorbei

Ein HSV-Fan kniet nach dem Aufstieg mit gefalteten Händen auf dem Rasen des Volksparkstadions, tausende andere Fans sind ebenfalls auf den Rasen gestürmt.

Die Gebete der HSV-Fans wurden offenbar erhört: Gemeinsam mit der Mannschaft feierten sie den Aufstieg auf dem Rasen des Volksparkstadions.

Durch ein höchst unterhaltsames 6:1 (1:1) gegen den SSV Ulm am 33. Spieltag machte die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin den ersehnten Aufstieg am Samstagabend vorzeitig perfekt und gab den Startschuss in eine lange Partynacht. "Das ist der größte Moment, den ich mir hätte vorstellen können", sagte Polzin, bevor er auf der Pressekonferenz um kurz vor Mitternacht von seiner Mannschaft mit einer Bierdusche überrumpelt wurde.

Es sei ein "unvergesslicher" Tag für ihn, sein Team und die ganze Stadt, betonte Polzin, der sich als achter Trainer am Projekt Wiederaufstieg versuchen durfte - und dessen Vertrag nach dem Sprung ins Oberhaus nun automatisch verlängert wurde.

Gehaltener Elfmeter als Schlüsselmoment

Blick von der Tribüne des Hamburger Volksparkstadion, wo tausende HSV-Fans nach dem Aufstieg in die Bundesliga den Rasen gestürmt haben.

Platzsturm im Volksparkstadion: Die Hamburger Fans sind nach dem Aufstieg nicht mehr zu halten.

Die Chronologie des finalen Aufstiegsaktes am Samstagabend war der norddeutschen Drama-Queen absolut würdig: Denn Tom Gaal hatte Ulm zunächst früh in Führung gebracht (7.), ehe Ludovit Reis (10.), Ransford Königsdörffer (42.) und Selke (45.+4) das Spiel drehten und das Stadion in ein schwarz-weiß-blaues Tollhaus verwandelten.

Ein Eigentor von Philipp Strompf (49.) verscheuchte die letzten Restzweifel, Königsdörffer mit seinem zweiten Treffer (62.) und Daniel Elfadli (86.) stellten auf 6:1. Ins Drehbuch passte, dass HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes beim Stand von 1:1 einen Foulelfmeter (36.) parierte – und dem Klub so den Weg zum Wiederaufstieg im siebten Anlauf ebnete.

Aufstiegssause steigt am 19. Mai

"Ich hatte fast durchgehend Gänsehaut, es war krank", sagte Doppeltorschütze Königsdörffer. Und auch HSV-Legende Horst Hrubesch wurde emotional: "Es hat sich angefühlt, als hättest du den Weltpokal gewonnen." Er habe selbst schon auf dem Rathausmarkt, wo nach dem letzten Saisonspiel am 19. Mai die offizielle Aufstiegssause steigt, gesungen, "nicht schön, aber laut. Die Jungs dürfen sich freuen."

Auf den Rängen lagen sich die Zuschauer schon lange vor dem Abpfiff in den Armen, auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher jubelte mit. Nach vier vierten Plätzen und zweimaligem Scheitern als Dritter in der Relegation ist die Leidenszeit des Traditionsklubs im Unterhaus vorbei, der frühere Bundesliga-Dino reanimiert. Für Ulm ist der Abstieg in die 3. Liga durch die Niederlage dagegen vorzeitig besiegelt – aber das interessierte am Wochenende in Hamburg niemanden.

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Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Nachrichten, 10. Mai 2025, 23 Uhr

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